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Sport – Löschwasser oder Brandbeschleuniger?

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Rustikales Interieur, gedämmtes Licht, Feierabendstimmung am Mittwochabend in Berlin. Besser gesagt im FRAANZ – einem Club/ Bar/ Restaurant in der Berliner Kultur Brauerei und mittendrin die drei renommierten Experten Prof. Gunther Gebauer, Alina Schwermer und Robert Claus, die heiß diskutieren über die Rolle des Sports im aktuellen Zeitalter - geprägt von zahlreichen Krisen.

Klar war, dass das Thema mit dem Titel „Sport. Schafft. Krise – Radikalisierung unserer Gesellschaft“ für reichlich Diskussionsstoff sorgen wird. Dessen waren sich die Veranstalter, bestehend aus den Teams des Offenen Sportkanals, der Online-Plattform des Arbeitskreises Sport und Bewegung im Bundesverband Deutscher Stiftungen und des Spielfeldes Gesellschaft, einer Initiative der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung als Plattform für Austausch und Integration in Niedersachsen, bereits im Voraus bewusst.

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Der Umfang, aber auch die Brisanz beim Blick auf den Ist-Zustand der Gesellschaft – immer mit der Verknüpfung zum Sport – schockiert dann allerdings doch. So warnt der Redakteur und Autor Robert Claus vor rechtsradikalen Milizen, die bisher in Deutschland noch nicht bestehen, allerdings eben noch nicht. Dieses Statement untermauert er mit seinen gemachten Beobachtungen im Bereich Kampfsport und insbesondere in Cottbus, wo militante Neonazis den Sport als Mittel nutzen, um kampffähig zu werden. Dass es soweit kommen konnte läge an mehreren Gründen, wobei eines eben auch die aktuelle politische Situation und die Macht der AFD sei. Als weitere Ursachen für einen verbreiteteren Rechtsradikalismus im Osten von Deutschland nennt er das Fehlen des „symbolischen“ Jahres 1968 sowie eine kleinere liberale Mittelschicht, die aufgrund fehlender Vorbilder in den „Westen“ wandern. Prof. Gunter Gebauer ergänzt, dass es in Ostdeutschland damals keine Sportvereine gab, sodass auch die Grundlagen hierfür fehlen.

Die Autorin der Bücher „Wir sind der Verein“ und „Futopia“, Alina Schwermer, gibt allerdings zu bedenken, dass Wort Radikalisierung nicht immer nur negativ zu betrachten und bei Diskussionen immer erst zu definieren, eh es Verwendung findet. Sie merkt an, dass damals die Menschen, die sich für das Frauenwahlrecht eingesetzt haben, als radikal beschrieben wurden. Hinsichtlich der Strukturen des organisierten Leistungssports, die ihrer Meinung nach den Kapitalismus fördern, fordert sie ein ebenso radikales Denken, um es zu stoppen. Vielmehr begrüßt sie Vereine und sportliches Handeln, bei dem demokratische Ansätze wie beispielsweise das Selbstbestimmen von Regeln und die Bestimmung des Siegers nach Fair-Play-Punkten, wie es bei Football-Three der Fall ist, im Vordergrund stehen.

Gerade auf diese Ambivalenz zwischen der großen professionellen Unterhaltungs-maschinerie, dem Leistungssport, und dem großen Sportfeld mit demokratischen Ansätzen und offenen Blicken macht Prof. Gunther Gebauer aufmerksam. Während er einer Veränderung gegenüber ersterem skeptisch gegenübersteht, stimmen ihn Faninitiativen gegen Gewalt sowie kleinere Vereine, die sich basisdemokratisch engagieren durchaus positiv.

Somit bleibt nach der Veranstaltung festzuhalten, dass der doppelt interpretierbare Titel der Veranstaltung den Nagel auf den Kopf getroffen hat, wie es auch Robert Claus mit eigenen Worten feststellt. „Sport kreiert Krisen, kann sie aber auch verändern.“ Sport ist also beides – Löschwasser und Brandbeschleuniger zugleich.

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